Perfektionistisches Verhalten in Job und Alltag modifizieren lernen – Welcher Typ bist du?
Perfektionisten streben zumindest in einigen Lebensbereichen nach Vollkommenheit und leiden unter jeder Unvollkommenheit im eigenen Tun. Besonders im Joballtag kann dieser Zustand zu einer Belastungsprobe werden. Kleine Details stören, der Auftrag kommt nur schleppend zum Ende. Selbstzweifel und Erwartungen mehren sich und lassen die innere Stresskurve ansteigen. Die Verbindungen von Perfektionismus zu Zwangsstörungen, sozialen Phobien, Depressionen und Essstörungen haben sich als sehr eng herausgestellt. Perfekt sein wollen kostet Kraft und Energie, kann zu Erschöpfungsmomenten beitragen. Viele Menschen mit Burnout sind irgendwann erschöpft, weil sie immer perfekt sein wollten.
Bestimmt kennst du diese Aussagen wie „Ich
wollte doch alles richtig machen“ oder „Ich will, dass wir das perfekte Produkt
haben“?
Die Gesellschaft hat eine Tendenz zum
allgemeinen Optimierungszwang entwickelt. Es ist fast zur Pflicht geworden, sich
optimieren zu wollen. Um dieses Phänomen besser zu verstehen, sind mögliche
Typen mit Merkmalen im Bereich Perfektionismus
definierbar. Vielleicht möchtest du dich selbst an dieser Stelle besser
einordnen und dein Bewusstsein verändern? Mach den check mit meiner Typenaufstellung.
Welcher Typ bist du?
Es werden grob drei Formen von Perfektionismus beobachtet und
beschrieben:
1) Mischformen können jederzeit
auftreten. Der selbst gerichtete Perfektionismus zeigt sich in hoher
Selbstbewertung in Kombination mit strenger und intrinsischer Motivation. Dieser
Typ setzt hohe Maßstäbe an sich selbst.
2) Der soziale Perfektionist
fühlt sich zum Perfektionismus gedrängt, weil er glaubt, dass andere hohe
Erwartungen an ihn haben. Man spricht hier auch vom extrinsisch motivierten Perfektionisten.
Der ständige Fokus im Außen kann eigene intrinsische Faktoren zurückdrängen und
führt in eine Sackgasse, besonders wenn das Umfeld die Perfektion nicht
anerkennt oder wertschätzt.
3) Der Perfektionist, der sich nach außen orientiert, erwartet sehr viel von anderen und überträgt seine Werte und Ziele auf den anderen.
è In Studien konnte herausgefunden
werden, dass Menschen, die eine Form des Perfektionismus hoch ausgeprägt haben,
auch andere Typenanteile verstärkt vorweisen. Das könnte womöglich den
allgemeinen Optimierungszwang erklären.
(Quelle: Nils Spitzer, 2016, Perfektionismus und seine
vielfältigen psychischen Folgen: Ein Leitfaden…)
Du hast dich bereits in einem der vorgestellten Typen wiedergefunden?
Es gibt verschiedene Strategien wie du damit umgehen kannst. Nimm dir ausreichend Zeit für Veränderungen. Dein Perfektionismus ist auch nicht von heute auf morgen entstanden. Such dir professionelle Hilfe, falls du dein Projekt „Perfektionismus reduzieren und modifizieren“ nicht allein schaffen bewältigen kannst.
Lernziele in Perfektionismus -Therapie sind wie folgt definiert
und können bei deiner Verhaltensänderung in Job und Alltag helfen:
1.
Ich
darf Fehler machen.
2.
Ich
darf besorgt sein.
3.
Ich
muss nicht alles können.
4.
Ich
muss mir nicht ständig etwas beweisen.
5.
Ich
muss nichts Außergewöhnliches leisten.
6.
Ich
definiere mich nicht nur über meine Arbeit.
7.
Ich
kann mich frei fühlen, ohne Druck, Zwang und Anspannung.
8.
Ich
muss mich nicht ständig mit anderen vergleichen.
(Quelle: Möller & Samsel, 2015 Performance-in-Musik-und-im-Sport-Wie-aehnlich-sind-sich-Berufsmusiker-und-Leistungssportler-Nachdruck-aus-Lau-Stoll-2014-in-Das-Orchester.pdf
(researchgate.net) )
Gründe, warum Perfektionismus problematisch ist:
"Um vermeintliche Perfektion im Leben
zu erreichen, wird das Leben streng durchgetaktet, keine freie Zeit zum
Genießen gelassen, Fehler sind verboten und Humor wird gern zur Seite geschoben. Wenn
wir Perfektionisten begegnen, gehen wir eher auf Distanz, weil Perfektionismus
bei anderen oft etwas Unnahbares bzw. Distanziertes hat. Die ideale Welt, die Perfektionisten nach
außen zeigen oder erwarten, erscheint für andere unerreichbar."
(Quelle: Cornelia Mack, 2016, Endlich frei von
Perfektionismus)
Mit folgenden Fragen und Inhalten könntest du zum Abschluss zum Thema Perfektionismus reflektieren und Impulse zur
Veränderung ansteuern:
- 1. Du strebst nicht aus eigenem Antrieb nach Perfektion, sondern aus einem
Zwang heraus?
- 2. Kritik ist für dich gleichbedeutend mit Scheitern und einem Gefühl der
Wertlosigkeit?
- 3. Es gibt bei dir nur Erfolg und Scheitern ohne Zwischenräume?
- 4. Deine Motivation kommt aus der Angst vor einem Fehlschlag oder vor Kritik?
- 5. Du legst gern hohe Standards an andere und kritisierst deine Mitmenschen,
wenn sie diesen nicht genügen?
- 6. Du fürchtest Kritik, scheitern und schiebst deswegen den Beginn von
Dingen vor dir her oder überziehst Fristen?
- 7. Du erledigst Projekte lieber gar nicht als unperfekt?
- 8. Glück ist für dich mit Erfolg verknüpft, den es nur bei Perfektion gibt.
- 9. Deine ständige Angst vor Fehlern führt zu Gesundheitsproblemen wie
Schlafstörungen, Bluthochdruck, Ess- oder Verdauungsstörungen oder
Angstzuständen?
(Quelle: Grieser, 2020, Gut genug statt perfekt: Perfektionismus loslassen -
entspannter leben - Franz Grieser - Google Books )
„Nur indem wir beständig von dem
Gefühl unserer Unvollkommenheit begleitet werden, vervollkommen wir uns.“
Werbung: Buchempfehlung
https://amzn.to/3VZHFpj
EINE ZUSAMMENFASSUNG VON GRIT MOSCHKE (DIPL.- PSYCHOLOGIN, EXPERTIN IM SPITZENSPORT, COACH)

Kommentare
Kommentar veröffentlichen